Hat der Videobeweis (VAR) den Fußball verändert?


Die moderne Technologie dringt mehr und mehr in den Profisport ein. Das kann man an der zurzeit stattfindenden Fußball-WM erkennen. Sogar diejenigen, die die Weltmeisterschaft nicht fieberhaft verfolgen, wissen, dass der Begriff "VAR" derzeit in aller Munde ist. Aber wofür steht "VAR" eigentlich? VAR ist die Abkürzung von "Video Assistant Referee". Die Rede ist von einer Gruppe von Video-Assistenten, die den Schiedsrichtern bei einem Fußballspiel dabei helfen soll, in unklaren Situationen Entscheidungen zu treffen.

Vor der WM hat die FIFA festgelegt, dass die Video-Assistenten bei folgenden Situationen zu Rate gezogen werden können:
Die Rolle des VAR besteht darin, dem Schiedsrichter bei Entscheidungen zu unterstützen, ob z.B. ein Vergehen vorliegt und ein Tor gegeben werden sollte oder nicht, und besteht darin, sicherzustellen, dass keine eindeutigen Fehlentscheidungen im Zusammenhang mit der Vergabe oder Nichtvergabe eines Elfmeters getroffen werden. Ähnlich wie bei anderen Strafentscheidungen soll der VAR sicherstellen, dass keine eindeutig falschen Entscheidungen im Zusammenhang mit dem Feldverweis eines Spielers getroffen werden. Der Schiedsrichter verwarnt oder verweist den falschen Spieler oder ist sich unsicher, welcher Spieler bestraft werden soll. Der VAR informiert den Schiedsrichter, damit der richtige Spieler bestraft werden kann.

Der Technologiefortschritt macht also auch vorm Sport keinen Halt. Dies wird bei Computer- und Videospielen sichtbar, da die Grafik immer besser wird. Wie genau funktioniert aber der Videobeweis in einem Fußballspiel, wo man nicht kurz auf "Pause" drücken kann?

Wenn es zu einem Vorfall kommt, informiert der Schiedsrichter das VAR-Team oder der VAR empfiehlt dem Schiedsrichter, dass eine Entscheidung oder ein Vorfall überprüft werden sollte. Daraufhin überprüft das Team die Videoaufnahmen vom Spiel und beschreibt dem Schiedsrichter über Headset, was in dem Video zu sehen ist. Danach stehen dem Schiedsrichter zwei Optionen zur Auswahl: Entweder akzeptiert er direkt die Information des VAR und trifft dementsprechend eine Entscheidung, oder er sieht sich am Spielfeldrand selbst noch einmal das Video an, um sich dann zu entscheiden.

Der Videobeweis wurde vor wenigen Jahren im Fußball eingeführt und hat bereits zu einigen angespannten Momenten in der diesjährigen, ohnehin schon aufregenden Fußball-WM geführt. Eine kurze Auseinandersetzung zwischen Spielern, ein Ball, der einer Hand gefährlich nahe kam... diesen Situationen kann man nun am Bildschirm näher auf den Grund gehen. Der VAR hilft dabei, klare und objektivere Entscheidungen zu treffen. Das jüngste Beispiel stammt aus dem Spiel zwischen Nigeria und Argentinien, wo zur Debatte stand, ob der Schiedsrichter richtig lag, sich gegen einen Handelfmeter zu entscheiden.


Die Entscheidung liegt jedoch einzig und allein beim Schiedsrichter. Die Video-Assistenten unterstützen lediglich die Entscheidungsfindung. Alle Video-Assistenten, die bei der Weltmeisterschaft zum Einsatz kommen, sind selbst erstklassige FIFA-Schiedsrichter.

Die Verwendung des Videobeweises stößt sowohl auf Lob als auch auf scharfe Kritik. Manche befürchten, dass Schiedsrichter zu viel Zeit mit der Videoanalyse verbringen könnten und dass die Dynamik des Spiels verloren geht und die Zuschauer somit das Interesse verlieren. Die Hilfe der Video-Assistenten kann dazu führen, dass Entscheidungen auf dramatische Weise geändert werden, wie es bei dieser Weltmeisterschaft bereits die Gruppe B erleben musste. Viele erkennen jedoch auch die Notwendigkeit, dass die Schiedsrichter unterstützt werden müssen. Mithilfe des Videobeweises können sie Situationen aus einem anderen Winkel beurteilen.
 
Hat der VAR den Fußball also verändert? Es stimmt, dass die Entscheidungen von einem Schiedsrichter auf dem Feld zum ersten Mal nicht endgültig sind. Heutzutage steht in diesem Sport viel mehr auf dem Spiel und es wird umso wichtiger, dass jede Entscheidung richtig ist. Die Verwendung dieser Technologie soll auch dazu führen, dass Spieler fairer spielen. Wenn sie sich bewusst sind, dass sie für einen unnötigen Ellbogen ins Gesicht des Gegners bestraft werden, überlegt man sich in einem unbeobachteten Moment vielleicht doch nochmal, ob es das wert ist. Fakt ist, dass der Gebrauch von VAR im Fußball noch in seinen Kinderschuhen steckt und es noch an klaren Grundregeln mangelt.